„In Gedenken – in Gedanken“

Auf zwei Haushalte kommt in Mosbach eine Grabstätte. (Foto: M. Leitheim)

Von Diakon Manfred Leitheim

Mosbach. (ml) Der bundesweite „Tag des Friedhofs“ am dritten Wochenende des Septembers steht unter dem Motto „In Gedenken – in Gedanken”. In Mosbach gibt es sechs Friedhöfe. Die städtische Friedhofsverwaltung ist damit zuständig für 5.300 Grabstätten, auf zwei Haushalte kommt also eine Grabstätte.

Als Diakon bin ich oft auf Friedhöfen, sie erinnern mich an die Endlichkeit des Lebens, an das, was danach kommt. Ein Grab hat mich nachdenklich gemacht. Es war völlig verwildert, kein Grabstein erinnerte an den Begrabenen. Da lebte jemand sein Leben. Sorgte er sich um Gesundheit, Ansehen und Karriere? War er geachtet oder ausgegrenzt? Berühmt oder unauffällig? Erinnert sich noch jemand an ihn? Welchen Unterschied hätte es gemacht, wenn man ihm ein Denkmal, eine Pyramide, ein Mausoleum errichtet hätte?

Grabpflege sagt mehr über die Lebenden aus als über die Toten: über ihren Glauben, ihr Menschenbild. „In Gedenken – in Gedanken“ – Die Verstorbenen leben in unserer Erinnerung weiter, höre ich manchmal. Hören die Toten auf zu leben, wenn niemand mehr an sie denkt? Als Christen haben wir da eine andere, eine größere Hoffnung.

Wenn mit dem Tod alles aus wäre, gäbe es keinen Grund, sich um den Platz zu kümmern. Die Blumen, die Inschriften, die brennenden Kerzen, sie haben nur einen Sinn, wenn ich glaube: der Mensch ist mehr als Chemie und Biologie. Der Gang über den Friedhof kann manches zurecht rücken. Ich entscheide in den wenigen Jahren auf Erden, wie meine Ewigkeit sein wird.

Es lässt mich daran denken, was später kommt und es kommt unweigerlich. Nichts ist sicher. Nur der Tod. – Todsicher, ob mein Grab einmal gepflegt wird oder nicht. „Hast Du Freunde unter den Toten?“, fragte Max Frisch einmal in seinem Tagebuch.

Denken wir daran, wenn wir auf den Gräbern Kerzen anzünden, wenn diese Kerzen den Friedhof in ein warmes rotes Licht hüllen. Ruhe, Frieden, Verbundenheit und Liebe strahlt dieses Lichtermeer aus. Jedes Licht sagt uns: Jemand erinnert sich an diesen Menschen.

Im Wallfahrtslied: „Wir sind nur Gast auf Erden“ heißt es: „Und sind wir einmal müde, dann stell ein Licht uns aus, o Gott in seiner Güte, dann finden wir nach Haus.“ Gott stellt das Licht des Lebens, auch für diejenigen, an die niemand mehr denkt. Die christliche Solidarität bezieht sich nicht nur auf die Lebenden, auch die Toten sind eingeschlossen.

Bringt es also etwas, wenn wir auf den Friedhof gehen, Lichter für die Verstorbenen anzünden, für sie beten? Nichts, was Menschen einander zuliebe tun, ist umsonst. Wo sollte denn für Gott eine Grenze sein, er ist bei den Verstorbenen genauso wie bei den Lebenden. Bleibt für uns die Frage: „Hast du Freunde unter den Toten?“

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