„Job-Turbo für Geflüchtete“

Fachdienstleiter Friedrich Bopp, Vermesserin Inna Borovska, Vermessungstechniker Jonas Hillebrand am Arbeitsplatz in Buchen. (Foto: pm)

Gelungene Arbeitsmarktintegration

Buchen/Obrigheim. Mit dem so genannten Job-Turbo möchte die Bundesregierung Geflüchtete noch schneller in Arbeit bringen. Wer einen Integrationskurs absolviert hat, soll demnach so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und mit dem Ziel der nachhaltigen Integration parallel weiter qualifiziert werden. Das Jobcenter Neckar-Odenwald berichtet im Rahmen einer Aktionswoche zum „Job-Turbo für Geflüchtete“ über gelungene Beispiele der Arbeitsmarktintegration zweier Frauen aus der Ukraine.

Jochen Münch, Geschäftsführer des Jobcenter Neckar-Odenwald, betont: „Bei der ersten Arbeitsstelle in Deutschland muss es nicht unbedingt der Traumberuf sein. Wichtig ist, den ersten Schritt in den Arbeitsmarkt schnell zu gehen. Das Jobcenter unterstützt hier in vielfältiger Weise. Wir brauchen aber auch Unternehmen, die den Geflüchteten eine Chance geben und sie einstellen – auch wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechen.“ Genau hier setzen die beiden gelungenen Beispiele an.

Inna Borovska flüchtete im März 2022 mit ihrem damals 14-jährigen Sohn aus Odessa in der Ukraine nach Deutschland. Sie hatte in der Ukraine Landmanagement und Kataster studiert und 20 Jahre als Landvermesserin gearbeitet. Angekommen in Deutschland war ihr wichtig, so schnell wie möglich die deutsche Sprache zu erlernen. Sie nahm daher an verschiedenen Kursen teil. Um ihre Sprache weiter zu trainieren und den deutschen Arbeitsmarkt kennenzulernen, arbeitete sie neben ihren Sprachkursen in Teilzeit als Helferin in einem Pflegeheim.

Die Anerkennung ihrer Abschlüsse durch die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen wurde durch das Jobcenter parallel initiiert und gefördert. Seit November letzten Jahres ist Borovska nun wieder in ihrem erlernten Beruf tätig. Vorerst in Teilzeit, da sie einen fortgeschrittenen Sprachkurs besucht. Ab Mai erhält sie einen Arbeitsvertrag in Vollzeit.

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Auch ihr Vorgesetzter Friedrich Bopp, Leiter des Fachdienstes Flurneuordnung und Landentwicklung im Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis, zeigt sich zufrieden: „Nach einem kurzen, zweiwöchigen Praktikum konnten wir erkennen, dass Frau Borovska über eine qualifizierte Ausbildung verfügt und sie sehr stark daran interessiert ist, ihre Fähigkeiten bei uns mit einzubringen. Ihre angenehme Art und Weise, ihre Aufgeschlossenheit und ihr Wunsch schnell die noch fehlenden länderspezifischen Unterschiede zu beseitigen, stärken unser gemeinsames Arbeiten.”

Um qualifiziertes Fachpersonal aus der Ukraine bei uns zu integrieren, müssen wir bereit sein, die notwendigen Hilfestellungen zu geben. Verbesserung der Sprachkenntnisse und Qualifizierung in den Arbeitsmarkt geht nur durch das gemeinsame Tun, durch Offenheit und Verständnis. Die positiven Erfahrungen mit Frau Borovska haben uns dazu veranlasst, einer weiteren Geodätin aus der Ukraine die Chance zum Einstieg in den Beruf bei uns zu geben.“

Anastasiia Komnatska kam im Februar 2022 ebenfalls mit ihrem Sohn aus Kiew nach Deutschland: „Wir sind vor dem Krieg geflohen, nur mit dem, was wir bei uns hatten“. Sie wollte in Deutschland bleiben und hier einen Neuanfang machen. „Dafür brauche ich einen festen Job“, sagt sie. Komnatska konnte bald nach ihrer Flucht an einem Erstorientierungskurs teilnehmen. Schnell folgte ein Integrationskurs, den sie mit dem Zertifikat B1 abschloss.

Sie ist gelernte Frisörin und hat dieses Handwerk acht Jahre in der Ukraine ausgeübt. In Deutschland werden Frisöre gesucht und so gelang es im guten Zusammenspiel zwischen der Intensivvermittlung des Jobcenters und dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit eine passende Arbeitgeberin zu finden. Im Friseur- und Kosmetikstudio „Moda Stile Maria Russo“ in Obrigheim ist Komnatska gut angekommen. Hier kann sie ihre Sprachfertigkeiten weiter ausbauen.

Aktuell arbeitet sie noch in Teilzeit in befristeter Stellung. Ihre Chefin Maria Russo ist sehr glücklich über ihre neue Mitarbeiterin und beide sprechen bereits über eine Verlängerung ihres Arbeitsvertrages.

„Bereits heute haben viele Geflüchtete einen ersten Einstieg in den Arbeitsmarkt gefunden. Dabei gehen Arbeit und Integration Hand in Hand. Und wer einen Job hat und regelmäßig im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen ist, kann die erlernte Sprache besser ausbauen und findet wichtigen sozialen Anschluss. Dennoch gibt es in diesem Bereich, wie auch der aktuelle Sozialbericht des Kreises zeigt, noch sehr viel zu tun“, unterstreicht Jobcenter-Geschäftsführer Münch.


Frisörin Anastasiia Komnatska und Arbeitgeberin Maria Russo (Obrigheim). (Foto: pm)

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